Boden

Boden- Universum unter unseren Füssen

‘Denn du bist Erde und sollst Erde werden’ 1. Buch Mose 3,19

Seit Beginn der Zivilisation haben wir eine sehr enge Beziehung zum Boden, zur Erde, zur Scholle- wir bearbeiten ihn, er ernährt uns. Er ist, neben Luft und Wasser, einer unserer wichtigsten Lebensressourcen. Viele Zivilisationen sind untergegangen, da sie es nicht verstanden, ihre Böden gut zu pflegen und zu bewirtschaften.
Obwohl Böden mit ihren natürlichen Funktionen eine so wichtige Rolle spielen, werden sie von der Öffentlichkeit wenig beachtet. Für die meisten Menschen ist der Boden einfach
da – er ist selbstverständlich. Man steht, geht und baut auf Boden, wir sind sorglos im Umgang mit ihm. Manchen stört er sogar, z.B. als „Dreck“ unter den Füßen. Ein gepflastertes Grundstück gilt dagegen als gepflegt.

Als Boden bezeichnet man die oberste Schicht der festen Erdkruste. Diese Schicht kann nur wenige Zentimeter, aber auch etliche Meter betragen.
Böden bilden sich in geologischen Zeiträumen relativ schnell, nach menschlichen Maßstäben jedoch relativ langsam. Die Böden im heutigen Mitteleuropa sind im Laufe der letzten 12.000 Jahre, seit dem Ende der letzten Eiszeit, entstanden. Die Menge an Erde, die ein Bagger in einer Minute ausgräbt, hat viele Jahrhunderte benötigt, um “Boden” zu werden. Um genau zu sein: 15.000 Jahre dauert es im Durchschnitt, bis ein Meter Boden entsteht.

Boden ist belebt und unterscheidet sich dadurch grundsätzlich vom Gestein. Begrenzt wird er nach oben durch eine mehr oder weniger dichte Pflanzendecke und die Atmosphäre, nach unten durch festes oder lockeres Gestein. Er besteht aus Mineralien unterschiedlichster Art und Größe sowie aus Humusteilchen. Humusteilchen bilden sich aus abgestorbenen Pflanzen und Tieren.
Minerale und Humus bilden ein Bodengefüge. Dieses Hohlraumsystem hat ein unterschiedliches Porenvolumen und ist mit Bodenluft und Bodenwasser, das meist mit gelösten Salzen und Gasen angereichert ist, gefüllt. In diese Hohlräume können Pflanzenwurzeln vordringen und den Boden teilweise tiefgründig durchwurzeln.
Die Hohlräume sind auch gleichzeitig Lebensraum für eine Vielzahl von Bodenorganismen, angefangen von Amöben und Algen bis hin zu Würmern und Wirbeltieren.
Bei der Entstehung von Humus sind in einer Handvoll Erde Millionen von Lebewesen beteiligt: Schnecken, Asseln, Tausendfüssler, Regenwürmer, Insekten. Diese zerkleinern Pflanzenreste. Winzlinge wie Milben, Springschwänze, Bakterien und Pilze bauen dann diese Resten weiter um. Humusreicher Boden speichert Feuchtigkeit und Nährstoffe, filtriert das Wasser und kann wenige Giftstoffe neutralisieren.
In unserem Klima dauert es unter ungestörten Verhältnissen 100 bis 200 Jahre bis eine Humusschicht von 1 cm Dicke entsteht.

Der Boden spielt auch eine entscheidende Rolle für das Klima: er kann mehr Kohlenstoff speichern als die Atmosphäre und alle Pflanzen zusammen.
Durch das wärmere Klima steht der Boden heute allerdings unter grossem Umweltstress: in oft kurzer Zeit muss er durch starken Regen viel Wasser schlucken und dann wieder wochenlange Trockenheit überbrücken.
Der Boden ist aber noch durch andere vielfältige Faktoren stark gefährdet: Erosion, Verdichtung, Flächenversiegelung (Zubetonierung), Verschmutzung bzw. Kontaminierung (Pestiziden und Chemikalien), Versauerung und Versalzung. Große Bodenflächen weltweit, insbesondere in urbanen Räumen und landwirtschaftlich genutzten Regionen, sind von einer oder mehreren dieser Gefährdungen betroffen. Dadurch kommt es zu großflächigen Bodenschäden. Allein durch Bodenerosion gehen jährlich etwa 25 Millionen Tonnen Oberboden verloren.

Boden ist eine knappe Ressource geworden- nicht nur wenn wir auf der Suche nach Bauland sind. Boden macht Leben erst möglich. Wir müssen uns der Bedeutung des Bodens für uns und alle Lebewesen, Pflanzen und Klima bewusst werden und sorgsam mit dieser Lebensquelle umgehen.