Im Echo der Zeit, Schweizer Radio, wurde am 30.08.2021 berichtet, dass der letzte Tropfen bleihaltiges Benzin aufgebraucht wurde. In Algerien wurde das letzte bleihaltige Benzin «verfahren».
Autofahren ohne Blei-Benzin – das war lange nicht denkbar. Seit den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Schwermetall dem Treibstoff beigesetzt, um Ventile zu schonen und die Motoren schneller auf Touren zu bringen. Dass Arbeiter in der US-Automobilindustrie schon damals an Bleivergiftungen starben, dass das freigesetzte Blei in der Luft die intellektuelle Entwicklung von Kindern beeinträchtigt und zu starken Umweltschäden führt, wurde jahrzehntelang weitgehend ignoriert.
Erst die Diskussion um das Waldsterben in den 1980er-Jahren führte zu einem Umdenken. Das Stickoxid wurde als Verursacher des Waldsterbens verantwortlich gemacht. Um die Luft von Stickoxiden zu reinigen, mussten Autos fortan mit Katalysatoren fahren. Und weil die Katalysatoren mit verbleitem Benzin nicht funktionierten, wurde dieses in den meisten Industrieländern und auch in der Schweiz bis zur Jahrtausendwende verboten. Das Blei-Benzin verschwand also nicht, weil es Mensch und Umwelt schadete, sondern weil auch die Katalysatoren das Schwermetall nicht vertrugen.
Während das Blei in Industrieländern aus dem Benzin verschwand, wurde es in 86 Entwicklungs- und Schwellenländern noch jahrelang weiterverkauft – als wäre nichts gewesen. Bis jetzt.
Gibt es heute noch Blei in der Umwelt?
Das Blei ist leider nicht einfach verschwunden. Blei findet man weiterhin überall in der Umwelt und dieses kann dadurch unsere Gesundheit gefährden. Bei Vulkanausbrüchen, durch Erosion des Bodens und durch industrielle Prozesse gelangt das Blei in die Umwelt. Dieses Blei nimmt der Mensch über die Atemluft, die Nahrung- vor allem Blattgemüse- und das Trinkwasser auf. Weitere Bleiquellen sind Souvenir- Geschirr aus Keramik, alte Farb- und Rostschutzanstriche, bleihaltige Künstlerfarben, Wildfleisch und Tabakrauch. Das beliebte Bleigiessen an Silvester um die Zukunft vorauszusagen, wurde vor einigen Jahren in Europa verboten.
Was passiert mit dem Blei im Körper?
Blei wird im Körper in den Knochen, den Muskeln und im Gehirn abgelagert und bleibt dort über Jahre gespeichert. Aus diesen Depots wird es langsam freigesetzt, sodass die Blutkonzentration noch Jahre nach einer Bleibelastung erhöht sein kann. Blei beeinträchtigt die Bildung von roten Blutkörperchen, was zu Blutarmut führen kann. Auswirkungen auf das Herz- Kreislaufsystem äussern sich durch eine Erhöhung des Blutdrucks. Gewisse Bleiverbindungen können vermutlich auch Krebs verursachen.
Besonders gefährdet sind Schwangere und Ihre Ungeborenen
In der Schwangerschaft kann selbst das Ungeborene Blei aufnehmen, Blei passiert die Plazentaschranke. Das Neugeborene kann es mit der Muttermilch aufnehmen. Blei schädigt das Nervensystem besonders während der Entwicklung. Deshalb sind Ungeborene und Kleinkinder besonders gefährdet. Die Wirkungen beim Kleinkind reichen von neuropsychologischen Symptomen wie Müdigkeit, Reizbarkeit, Verlangsamung der Reaktion und Verminderung der Intelligenz. Bei akuten Vergiftungen kann es zu irreparable Hirnschäden, Krämpfen und Koma führen und mitunter sogar tödlich enden.
Blei kann auch zu einer Verminderung der Fortpflanzungsfähigkeit führen, was sich in erhöhten Abortraten manifestiert.
Was tun?
Um die Gesundheitsgefährdung des Menschen zu minimieren, wird in der Schweiz der Umgang mit Blei durch verschieden Gesetzgebungen und Grenzwerte geregelt. Um die individuelle Bleiaufnahme möglichst gering zu halten, soll Keramikgeschirr unbekannter Herkunft nicht für die Aufbewahrung von Lebensmittel verwendet werden. Nur bleifreie Keramik- und Künstlerfarben sollen gebraucht werden. Vor allem schwangere Frauen , Stillende, Kinder bis zum siebten Lebensjahr und Frauen mit Kinderwunsch sollen kein Wildfleisch (verwendete Munition!) essen. Kleinkinder sollen auf den Spielplätzen und im Sandkasten möglichst keine Erde oder Sand in den Mund nehmen oder essen- Blei baut sich im kontaminierten Boden extrem langsam ab. Untersuchungen haben ergeben, dass es noch Regionen in der Schweiz gibt, deren Böden stark kontaminiert sind ( Thema Altlasten!)